Ehrenamt + Stigma

OBACHT und AUFMERKSAMKEIT BITTE:

Hier kommt ein Aufruf von Marcus Jäck, dem Erfinder und Chefredakteur des MILES!-Magazin. (Ich kenne den unerfreulichen, empörenden Hintergrund, demnächst mehr darüber...)

 

Hallo Ihr Lieben,
heute melde ich mich mit einer Anfrage bei Euch. Ich mache das wirklich selten, aber heute benötige ich Eure Unterstützung und bitte um Eure Mithilfe! Wir werden heute Abend einen Aufruf posten, der mit einer Umfrage zu tun hat. Es geht um das Thema, ob psychisch kranke Menschen für ein Ehrenamt geeignet sind

oder nicht bzw. für ehrenamtliche Tätigkeiten.

Uns geht es darum herauszufinden, welche Erfahrungen Menschen gemacht haben, wenn sie ihre Erkrankung im Rahmen ihrer Tätigkeit bekannt gemacht haben.
Gab es anschließend negative Rückmeldungen?
Gab es positive Erlebnisse? Sind Menschen mit Depressionen, Borderline, ADHS usw. überhaupt fähig, ehrenamtliche Arbeit zu leisten?
Diese Fragen würden wir gerne beantwortet haben…..

Gemeinsam mit Bloggerin Nora Fieling gehen wir mit einem post heute um 17 Uhr online….Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Eure Communitys mit ins Boot holen könntet, den Beitrag entweder bei uns oder bei Nora teilen würdet und die Leute ein wenig motiviert, uns ihre Erfahrungen zu schildern…Wir brauchen Stimmen, Meinungen usw…..je mehr desto besser! Eure Unterstützung ist natürlich freiwillig!
Vielen lieben Dank an Euch alle!

Marcus (Miles! Das Magazin Chefredaktion)

 

 

>>> Meine Antwort:

Wäre ich nicht fähig, ehrenamtliche Arbeit zu leisten,

wäre MILES-Das Magazin wahrscheinlich nicht so hübsch anzusehen...

zumindest könnte bzw. würde ich es dann nicht gestalten.

Und ich mag es sehr, die MILES! zu gestalten!
Auch für MILES! ist es ein Segen, dass ich aufgrund meiner Bipolarität und Rente nicht – wie früher – ausschließlich als voll bezahlte Grafikerin zu haben bin. Dieses sich erst wieder sortierende + neu aufstellende Magazin könnte sich mich nicht leisten.

 

Und genau so ist es ideal:

Ein Ehrenamt sollte eine cokreative WIN-WIN-GESCHICHTE sein,

bei der alle Beteiligten zusamen wirken

zum besten Wohle aller –

und einjeder profitiert.

 

Somit kann (und sollte) ein Ehrenamt den Ehrenamtler stärken – nämlich dadurch, dass er seinem (eventuell durch Krankheit geschwächtes oder aus den Fugen geratenes) Leben durch eine sinnvolle Beschäftigung und sein ideelles Engagement für andere Menschen (oder Tiere, Pflanzen, Wesen) wieder neuen Wert und Inhalt verleihen kann.

 

Wenn ein psychisch kranker Mensch im Rahmen seines Ehrenamtes oder auch privat nach draussen geht und sich zeigt, "outet" – mit allen Konsequenzen – um das Leben mit der Krankheit in dieser Gesellschaft für sich und Leidensgenossen zukünftig einfacher (weniger stigmatisiert, weniger schambehaftet, weniger angstbesetzt etc.) zu machen, dann gebührt ihm Anerkennung und Unterstützung! Und keinesfalls weitere Ausgrenzung oder Demütigung!

 

Der einzige Fall in dem ein kranker Mensch (ob an der Psyche erkrankt oder anderweitig) Abstand von egal welcher Arbeit nehmen sollte ist, wenn er gerade so schwer AKUT krank ist, dass er sich und/oder anderen schaden könnte.

Das ist in den gesunden Remissionsphasen bei psychisch Erkrankten aber NICHT gegeben. Eine psychische Krankheit schlummert oft und ist (glücklicherseise) nicht dauernd aktiv!

Klarheit, Verlässlichkeit, Kompetenz und Leistungskraft ist dann (manchmal auch eingeschränkt stundenweise) genauso zu erwarten, wie von "gesunden" (ich bevorzuge hier den Ausdruck "normal-neurotischen") Menschen!

 

In meinem Fall heisst das: in hochmanischen oder tiefdepressiven Phasen bin ich wahrscheinlich eher zu gar keiner Arbeit fähig und sollte mich erstmal um meine Genesung bemühen. Wie bei einer Grippe auch. Doch selbst in leicht depressiven oder hypomanischen Phasen war ich meist einsatzfähig. Mit meiner Einschränkung und ihren (Neben-)wirkungen hatte nur ich selbst zu tun, anderen fiel sie meist nicht auf.

 

Ein Sonderkapitel ist das Führen schwerer Maschinen, das Befördern von Personen und überhaupt die Teilnahme am Strassenverkehr. Das kann durch schwere akute Erkrankung und einige Medikamente beeinträchtigt werden. Hier müssen Ärzte Aufklärung leisten und jeder Patient unbedingt Eigenverantwortung übernehmen.

 

Ansonsten sind nach meiner Meinung psychisch erkrankte Menschen durch ihre erprobte und geübte Resilienzfähigkeit und erhöhte Sensibilität oft GERADE und besonders für ein Ehrenamt geeignet, in dem sie, wie in vielen Ehrenämtern üblich, anderen Menschen zur Seite stehen!

 

Jeder, der das nicht sieht und Menschen mit psychischen Erkrankungen vom Ehrenamt ausgrenzen will, sollte selbst seinen Beruf, den Geist hinter dem Ehrenamtsgedanken und seine persönliche Ethik gründlich überdenken!

 

Nathalie am 12. September 2017...