Der Hase im Pfeffer

... wo der liegt, habe ich gerade in einem ehrlichen Gespräch mit meiner Mutter herausgefunden.Wofür ich echt dankbar bin, uff.

 

"Wir haben oft ein Problem damit, wie Du bist." , sagte sie und meinte sich und meinen Vater. Speziell im Bezug auf meine einst in 2001 von einem männlichen Psychiatrie-Stationsarzt gestellte Zusatzdiagnose "histrionische Persönlichkeitsstörung"* (beim meinem aktuellen Online-Test kommt übrigens "normale Beimischung" heraus). Meine damalige Therapeutin meinte dazu nur "Typisch Mann – dass Männer Frauen als hysterisch (alte Bezeichnung) bezeichnen, hat eine lange Geschichte... dabei gehört das auch zum Künstler- und Bühnenmenschendasein ." Anmerkung meinerseits: Auch wenn ich gerade kein Bühnenprojekt habe, bin/bleibe ich ein Bühnenmensch.

 

In den Augen meiner Eltern (den beiden Menschen, die mir zunächst gänzlich unschuldigem Wesen IHR Erbgut und IHRE Erziehung/Prägung mitgaben) zu existenziellen Teilen "nicht akzeptabel" zu sein - daran erinnere ich mich. Weit zurück.

 

Dieses Hü und Hott.

Es begegnete mir noch oft. Im Kindergarten, in der Schule, in allen möglichen (Lern-)Situationen: Zu einem Teil (oft extrem) gepriesen werden und zum anderen Teil abgelehnt, gescholten, so als hätte ich mich mutwillig schlecht betragen, so als müsse ich unbedingt etwas ändern daran, wie ich BIN. Dabei war ich doch eben noch so toll...???!

 

Dabei sind das, was andere Menschen an mir begeistert und das, was manche befremdet einfach nur 2 Seiten (m)einer Medaille. Mit Extremen auf beiden Seiten. Schnell, bunt, warm, herzlich. Ungeduldig, schrill, (vor-)laut, nervig. SO WHAT?!

 

(extrem = außerordentlich, besonders, übermäßig. Das Gegenteil wäre moderat, maßvoll. Inzwischen manchmal eine von mir freiwillig gewählte Leitrichtung...)

 

Ich habe das Hü und Hott nie verstanden. Es tat mir immer (bis jüngst noch) weh, wenn Menschen, die mich gerade noch über den Klee gelobt hatten, mich plötzlich kritisierten, schalten, straften, mieden. Oder mir Vorwürfe machten. Mich aufforderten, mich zu ändern. Manchmal versuchte ich es. Doch wie sollte mir das gelingen, wenn ich doch nicht verstand, was los war? Oft reagierte ich mit Trotz. Oder Schmerz. Drama. Das schützte mich vielleicht davor, beim Versuch, mich AUF BIEGEN UND BRECHEN anzupassen, zu gefallen, auseinander zu krachen.

 

SPEKULATION – Möglicherweise hätte es einen Weg gegeben: Andere Menschen lagen mir schon immer am Herzen. Hätte sich einmal jemand die Mühe gemacht, mir zu erklären, dass ich ihnen mit meiner Art manchmal die Luft zum Atmen nahm, dass Menschen verschieden sind, es stillere und schüchterne Wesen gab als mich... dass ich denen Gutes tun könne, indem ich mich mal zurücknähme und sie vorließe, wäre ich gefragt worden, ob ich zum Wohle anderer handeln wolle – ich glaube, so etwas hätte mich erreicht.

 

Wurde mit dem Auf- und Abspalten meines Benehmens, meines SEINS in die beiden äußersten Pole das Bipolare in mir geweckt oder gar kreiert? Hm...

 

 

*Persönlichkeitsstörungen bezeichnen lang andauernde Erlebens- und Verhaltensmuster, verursacht durch Entwicklungsbedingungen in der Kindheit oder späteren Lebensabschnitten, genetische Faktoren oder erworbene Hirnschäden. Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen, situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab." (Wikipdia).

 

Die bipolare Psychose wird öfter von Zusatzdiagnosen aus dem Bereich der Persönlichkeitsstörung begleitet. Wobei ich den Begriff STÖRUNG im Zusammenhang mit PERSÖNLICHKEIT als sehr diskriminierend erlebe. Aber vielleicht ist das auch nur meine typische Empfindlichkeit?

 

"Der Begriff Persönlichkeit hat die Individualität jedes einzelnen Menschen zum Gegenstand. Temperament und Charakter sind ältere Fachbezeichnungen. Kernfragen sind beispielsweise die Stabilität oder Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen, ihre dispositionelle Funktion (Bedeutung für zukünftiges Verhalten) oder die Art ihrer Repräsentation und Manifestation (Konstrukte oder Rekonstrukte)." (nochmal Wikipedia)

 

 

Und nun?

Ich bin wie ich bin. Solange meine Freiheit nicht die meines Nächsten beschneidet, ist sein Problem mit mir eben genau das:

SEIN PROBLEM. (Wie meine taffe Schwester schon als Kind zu unseren Eltern immer sagte: "Dein Pech!")

Ich möchte nicht länger gesplittet werden in "total bewunderns- und liebenswert" und "verkehrt". Nicht alles, was ein Mensch tut kann und muss von den anderen verstanden werden. Dann natürlich auch nicht beklatscht. Aber auch nicht zensiert!!!

 

Schweigen ist tatsächlich manchmal Gold.

 

Nobody's perfekt. Darum jedem Menschen seine Kuriositäten lassen!

 

Ich bin ok, Du bist ok.

 

Leben und leben lassen.

Das funktioniert mit Toleranz, Akzeptanz, Respekt und Achtsamkeit.

Definition von Schopenhauer: "Wer unter Menschen zu leben hat, darf keine Individualität, sofern sie doch einmal von der Natur gesetzt und gegeben ist, unbedingt verwerfen; auch nicht die schlechteste, erbärmlichst, oder lächerlichste. Er hat sie vielmehr zu nehmen, als ein Unabänderliches, welches, infolge eines ewigen und metaphysischen Prinzips, so sein muß, wie es ist, und in den argen Fällen soll er denken: "Es muß auch solche Käuze geben." Hält er es anders; si tut er unrecht und fordert den andern heraus, zum Kriege auf Tod und Leben. Denn seine eigentliche Individualität, d. h. seinen moralischen Charakter, seine Erkenntniskräfte, sein Temperament, seine Physiognomie usw. kann keiner ändern. Verdammen wir nun sein Wesen ganz und gar; so bleibt ihm nichts übrig, als in uns einen Todfeind zu bekämpfen: denn wir wollen ihm das Recht zu existieren nur unter der Bedingung zugestehn, daß er ein anderer werde, als er unabänderlich ist. Darum also müssen wir, um unter Menschen leben zu können, jeden, mit seiner gegebenen Individualität, wie immer sie auch ausgefallen sein mag, bestehn und gelten lassen, und dürfen bloß darauf bedacht sein, sie so, wie ihre Art und Beschaffenheit es zuläßt, zu benutzen; aber weder auf ihre Aenderung hoffen, noch sie, so wie sie ist, schlechthin verdammen. Dies ist der wahre Sinn des Spruches: "Leben und leben lassen." ..."

 

 

Die süße Illustration stammt aus der Galerie GERMAN PROVERBS von IMGUR.

 

UND ICH SINGE:

I Am What I Am by Gloria Gaynor  (Written by Mark Owen • Copyright © BMG Rights Management US, LLC)
I am what I am 
I don't want praise, I don't want pity
 - I bang my own drum
 Some think it's noise, I think it's pretty
 -

And so what if I love each sparkle and each bangle
 - Why not try to see things from a different angle
 -

Your life is a sham
 Till you can shout out
: I am what I am

I am what I am
 And what I am needs no excuses - 
I deal my own deck
 Sometimes the aces sometimes the deuces -


It's one life and there's no return and no deposit
 - One life so it's time to open up your closet
 -

Life's not worth a damn till you can shout out: 
I am what I am

I am what I am
 And what I am needs no excuses
 - I deal my own deck sometimes the aces sometimes the deuces -


It's one life and there's no return and no deposit
 - One life so it's time to open up your closet
 -

Life's not worth a damn till you can shout out
: I am what I am

I am, I am, good
 - I am, I am, strong
 - I am, I am somebody
 - I am I do belong
 - I am, I am, good
 - I am, I am, strong -


I am, I am somebody - 
I am I do belong - 
I am, I am, useful
 - I am, I am true
I am, I am worthy
 - I am as good as you -


I am, I am, useful
 - I am, I am true - 
I am, I am worthy
 - I am as good as you