Von mir (gesund) an mich (krank)

Meine Phasen haben mir bereits Briefe geschrieben. (zu finden im Downloadbereich)

 

Nun ist es an mir, mir selbst in meinen Extremformen zu schreiben – prophylaktisch und hauptsächlich um mir selbst das Leben zu retten.

 

Es folgt also eine Nachricht von mir – aus dem grünen Bereich an die extremen Versionen von mir:

 

 

 

 

 

So. Liebe manische oder hypomanische oder mit der Manie flirtende Nathalie!
An dich wende ich mich zuerst, denn gerade warst du kurz da. Diesmal und hoffentlich/wahrscheinlich auch in Zukunft nur kurz oder sogar überhaupt nicht mehr…

Ich bin nämlich hinter zweierlei gekommen: endlich weiß ich – erstens, wie ich dich wieder los werde und zweitens, dass ich all das Begrüßenswerte, das du zweifelsohne mitbringst, problemlos in meine Normalität integrieren und dort genießen kann. Besser noch ohne Dich als mit dir – denn du lässt mich ja nicht verschnaufen und neue Kräfte sammeln die ich doch erst recht brauche, wenn das kreative Feuerwerk in meinem Kopf zündet. Erst recht brauche ich dann Kraft und Ruhe, um es von dort in die Wirklichkeit zu bringen.

Sicherheitshalber hat mir mein schlauer Körper gerade noch eine Erkältung hinterher geschickt, um mich weiterhin und nachhaltig zu erden und etwas zu bremsen. Dabei geht es nicht ums ausbremsen, sondern nur ums verlangsamen und sortieren, so dass meine menschlichen Kräfte auch sicher für alles reichen. Und ich verstehbar und erreichbar bleibe für meine Umwelt.

Wunderschön und angenehm sind Antrieb und Kreativität, oh ja. Und die Früchte lassen sich am besten ernten mit einem klaren Kopf. Wenn sich die Einfälle und Ereignisse überschlagen, dann helfen Listen und ein Schritt nach dem anderen – beziehungsweise immer nur eines auf einmal.

 

Schlaf! Schlaf schön, schlaf viel, regelmäßig und fest. Mache Pausen, gehe raus, bewege dich und nimm notfalls eine Zusatzpille, das ist nicht schlimm.


Nun zu Dir, liebe depressive Nathalie.
An Dich wende ich mich zunächst mit einem großen Lob für deine Leidensfähigkeit und Tapferkeit. Bleib tapfer, hab keine Angst. Oder stell Dich Deiner Angst, denn dann nimmst du ihr den Wind aus den Segeln. Wer einen krankhaft depressiven Zustand noch nicht erlebt hat, kann nicht ermessen, wie uferlos kräftezehrend es ist, sich mit solch etwas an der Backe dem Alltag zu stellen.

Sei geduldig, verlange nicht zu viel von dir, du bist in diesem Zustand einfach langsamer und gehemmt in allem. Jüngst hast du bewiesen, wie gut du eine Balance finden kannst, zwischen Rückzug und raus gehen, Dich trotzdem in Gesellschaft begeben. Rückzug: Nimm dir spannende Schmöker ohne großen Anspruch und Filmserien-Staffeln und konsumiere sie exzessiv, um dich abzulenken und zu betäuben – das ist legitim und nicht ungesund für deinen Körper. Und auf der Couch bist Du sicherer als auf dem Balkon. Apropos Körper: bewege dich so viel wie möglich, Sport lindert dein Leid und gibt dir etwas, bei dem du stolz sein kannst auf dich. Gesellschaft: Dann und wann hilft es, dich zu zwingen, raus zu gehen und andere Menschen zu treffen. Frage dich dabei: Was würdest du normalerweise wollen, wenn du gesund wärest? Wie würdest du dann handeln? Wenn es noch irgendwie geht, dann tue einfach so als ob, manchmal verschwimmen im Verlauf des Tages schließlich die Grenzen zwischen Deinem Schauspiel und Wirklichkeit. Lass dich davon nicht verwirren – es gibt viele Schattierungen von Grau, und die können sich beliebig abwechseln. Sei vorläufig beziehungsweise vorübergehend mit einem hellen Grau oder einem leichten Grüngrau zufrieden, denn das sind sowohl Erinnerungen an als auch Vorboten für dein gesundes sattes Grün.

Es geht vorbei, das weißt du. Es ging schon so oft vorbei. Und das wird es auch immer. Mit jedem weiteren Mal bist du erfahrener und die Wahrscheinlichkeit dass deine Depressionen immer milder und kürzer ausfallen, ist groß!


Und nun noch ein ernstes Wort zu deiner suizidalen Persönlichkeit:
Du lebensmüde Nathalie bist nicht echt! Du bist nicht Nathalie!
Nathalie (ab 3/4 und drüber) liebt das Leben und ist bestens dafür ausgerüstet, sowohl innen als auch außen! Deine suizidalen Gedanken sind das Ergebnis der verrutschten Biochemie in deinem Gehirn!! Schau auf deinen linken Daumen: Dein Semikolon-Tattoo trägst du nicht umsonst – damit willst du dich immer daran erinnern, dass du dir versprochen hast, deinem Leben KEIN Ende zu setzen. Erstens bist du nicht alleine und zweitens wäre es kein Ende, das weißt du. Halte dich fern von Höhen und sprich mit deinen Lieben. Auch gegen tiefe suizidale Depressionen gibt es Pillen.

Ich erinnere mich gut an jeden einzelnen meiner vielen schmerzhaften suizidalen Momente und bin heilfroh, dass ich noch hier bin. Ich habe noch so viel vor, selbst älter werden wird interessant… Du hast es schon so oft geschafft, Du wirst es immer schaffen! Ich liebe Dich.


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BIPOLAR MUSE GOES INTERNATIONAL – letters in English:

Message from me (inside of the green area) to the extreme versions of me.

So, beloved manic or hypomaniac or with mania flirting Nathalie!
I turn to you first, because you just were here for a while. This time and hopefully / probably also in the future only bfor a short period or even not at all ...

I have realized two things: finally I know, firstly, how to get rid of you and secondly that I can integrate all the salutary values, which you undoubtedly bring with you without problems into my normality and enjoy life there. Better than with you – because you will not let me breathe and gather new forces that I need even more, when the creative fireworks in my head ignites. I need strength and calm to bring it into reality from there.

For security reasons, my clever body has just sent me a cold to continue earthing me slowing me down. It is not about stopping me rudely, but giving me time to slow down and get sorted, so that my human powers will be enough. And I remain understandable and accessible to my environment.

How wonderful and pleasant are drive and creativity, oh yes. And the fruits are best reaped with a clear head. If the incidents and events overlap, then lists and step by step can help – or doing only one thing at a time. Sleep well, sleep a lot, regularly and firmly. Make breaks, go out, move and take an additional pill, if necessary, that is not so bad.


Now to you, dear depressed Nathalie.
I turn to you with great praise for your suffering and bravery. Stay brave, do not be afraid. Or face your fear, then it might dissapear. If you have not yet experienced a morbidly depressed condition, you can not measure how inexhaustibly powerful it is to face the daily life in this condition.

Be patient, do not ask too much of yourself, you are simply slower and restrained in everything. Recently, you proved how well you can find a balance between retreat and society. Retreat: Take books and film series relays and consume them excessively to distract you and stun you – this is legitimate and not unhealthy for your body. Speaking of body: move as much as you can, sport alleviates your suffering and gives you something where you can be proud of yourself. Society: Now and then it helps to force you to go out and meet other people. Ask yourself: What would you normally want if you were healthy? How would you act? Do just as if, sometimes the boundaries between your acting and reality are blurred in the course of the day. Do not be confused by it – there are many shades of gray, and they can alternate. Be ttemporarily satisfied with a light gray or a light greyish green, as these are both memories and precursors for your healthy plain green.

It passes, you know. It always did. Always will. With each time you are more experienced and it is very possible, that your depression will become milder and shorter more and more!


And now a serious word to your suicidal personality:
You, the tired-of-life-Nathalie are not real! You're not Nathalie!
Nathalie loves life and is best equipped for it – inside and outside! Your suicidal thoughts are the result of shifted biochemistry in your brain !! You wear your semicolon tattoo for a reason – you always want to remember that you promised to yourself not to end your life. First, you're not alone, and secondly, there's no end, you know that. Keep away from hights and talk to your loved ones. There are also pills for deep suicidal depression.

I remember well every single one of my suicidal moments and I am so glad that I am still here. I still have so much to do, even growing older will be interesting for me ... You've made it so many times, you'll always make it! I love you.

 

 

 


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